Nebendiagnose-Demenz



Integrative Validation nach Richards (IVA)


Integrative Validation gehört zu den Methoden um mit Menschen mit Demenz respektvoll umzugehen. Validation bedeutet “für gültig erklären” oder auch “wertschätzen“. Darum geht es auch bei dieser Methode.

Die Gefühle und die Antriebe der Menschen mit Demenz ändern sich nicht. Es ändert sich aber
zum einen die Orientierung und zum anderen auch die kognitiven Fähigkeiten. Damit ist die Möglichkeit die Gefühle und Antriebe „richtig” 1 (Gesellschaftskonform) auszuleben stark eingeschränkt.

Das bedeutet, eine pünktliche Person bleibt auch in der Demenz pünktlich und hat dann eventuell panische Angst zu spät zur Arbeit zu kommen. Diese Person weiß jedoch nicht mehr, dass sie schon in Rente ist. Auch ein Erinnern wird nicht helfen, da dieser Person die Arbeit sehr wichtig gewesen ist und dadurch ein prägendes Ereignis geworden ist. Es kommt zu einer Krise. Integrative Validation hilft schon bevor es zu einer Krise kommt. In so einer Situation wird es vorbeugend helfen, wenn man diesen Antrieb zur Pünktlichkeit wahrnehmen und wertschätzen kann. (In einer Krise hilft Integrative Validation auch weiter, da müssen allerdings erst die starken Gefühle der Panik und der Angst validiert werden.)

Wenn wir die Gefühle und Antriebe einer Person erkennen, dann erfährt dieser Mensch das Gefühl der Wertschätzung und der Verbundenheit (“da ist doch jemand, der mich versteht und weiß, wie ich mich fühle“). Dadurch kann man nicht nur ruhiger mit den Menschen mit Demenz umgehen, man kann ihnen sogar in einer Krise helfen und auch mit dem herausforderndem Verhalten viel besser umgehen. Integrative Validation bietet sogar Methoden, um herausforderndes Verhalten zu vermeiden oder wenigstens zu minimieren. Die Regel heißt „agieren statt reagieren“ und ist eine Erweiterung von „Bienchendienst“2 von Tom Kitwood.

Durch Integrative Validation leistet man also eine qualitativ bessere ganzheitliche Pflege. Durch die bessere Versorgung wird letztendlich der Pflegeaufwand gesenkt und die Pflegequalität erhöht. Die Patienten sind durch mehr Zutrauen auch besser für Therapien zugänglich, was in einer niedrigeren Verweildauer resultieren kann. Verständnisvoller Umgang mit Menschen mit Demenz reduziert auch den Stress bei den Patienten und somit auch die Delirgefahr.

Die Fortbildungen zur Integrativen Validation werden von dem Institut für Integrative Validation angeboten (Link unter dem Artikel). Es gibt zuerst die zweitägige Fortbildung zum IVA-Praktiker.
Nach dieser Fortbildung ist man befähigt die Grundlagen der Integrativen Validation in der Praxis anzuwenden. Auf der Basis von IVA Praktikern darf man eine sechstägige Fortbildung zum IVA-Teamer machen. Diese Fortbildung geht viel mehr in die Tiefe der Thematik. Nach erfolgreichem Abschluss als IVA-Teamer ist man dazu befähigt institutionell-interne Fortbildungen anzubieten.
Sie ersetzen zwar keinen IVA-Praktiker Kurs, bieten aber die Einsicht in die Methode der Integrativen Validation für weitere Pflegekräfte im Haus.

Es ist empfehlenswert, wenn die/der Demenzbeaftragte des Krankenhauses den IVA Teamer macht (wegen der Möglichkeit institutionell-interne Fortbildungen zu geben). Eine Person ist allerdings im Normalfall für ein Krankenhaus zu wenig. Somit sollte man überlegen, ob man nicht andere Mitarbeiter in den IVA Praktiker Kurs schicken soll, in Abhängigkeit von dem Aufkommen von Menschen mit Demenz in Ihrem Krankenhaus. Optimal wären wenigstens zwei IVA Teamer im Krankenhaus sowie wenigstens ein IVA-Praktiker pro Station.



Link zum Institut für Integrative Validation





1 „richtig“ wurde bewusst in Anführungszeichen gesetzt, man soll sich nämlich überlegen, ob ein Mensch mit Demenz sich an die Umgebung anpassen kann, oder eher die Umgebung in der Pflicht ist, sich an einen Menschen mit Demenz anzupassen



2 „Bienchendienst“ nach Kitwood bedeutet eine wiederholte Kontaktherstellung mit dem Menschen mit Demenz. Dieser Mensch erfährt eine Wertschätzung seiner Selbst. Auch die Bindung zwischen der Pflegeperson und dem Menschen mit Demenz wird gestärkt. Dadurch entsteht ein Vertrauen, der Pflegesituationen viel leichter macht.











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